Da darf das Wolferl swingen

Was schenkt man einem Menschen zum Geburtstag, der schon alles hat? Was einem, der obendrein schon alles hinter sich hat? Mozart tat schon lang kein Bein mehr weh, doch wer am 27. Januar eine x-beliebige Zeitschriftenhandlung betrat, fühlte sich von ihm beobachtet. Mit pinkfarbener Perücke, Ohrring und zwei Piercings notdürftig maskiert, erschien er so zum Feier-Gig der „Mozartband“ in der Tonhalle – und flog natürlich auf.
Mozart kam so recht zwischen den Stühlen zu sitzen, als sich die bunte Truppe um den Wiener Allroundmusiker Wolfgang Staribacher seiner annahm: zwischen Gloria Estafan und Antonello Venditti, wenn Yasmine Piruz und Christian Wolf manche fantasievollen Arien-Covers aus „Il re pastore“ sangen: zwischen Van Morrison und Udo Lindenbergs Paniksound, wenn etwa zu den Finalsätzen der 1. und 12. Symphonie abgerockt wurde.
Violine, Bratsche, Akkordeon und Fagott waren mit Schlagzeug, E-Bass und Hammondorgel zu einem Klangbild verkabelt, dessen spezifisch österreichisch, ja wienerische Note nur ober-
flächlich von gewissen eingewirkten Alpenmustern und Schrammel-Grammeln herrührte. Ausschlaggebend waren dafür vielmehr ein charakteristisches musikalisches Feeling, eine charmante Melange aus Arrangement und Temperament.
Wenn Christian Wolfs sinnlich-rauer Tenor über einem einsamen Bass-Riff Amintas’ Eingangsarie „Intendo amico rio“ aus „Il re pastore“ anstimmte, schwang darin dieselbe Grundmelancholie wie in den legendären Chill-Out-Tracks der Wiener Elektronik-Gurus Kruder & Dorfmeister, nur dass sie viel mehr ans Herz ging.
Rasante Rocknummern behielten dagegen immer eine unverwüstliche Geschmeidigkeit, und nicht von ungefähr griff die Band hierfür gerade auf vitale Rondomischformen aus dem sinfonischen Frühwerk Mozarts zurück: deren lockere Faktur und mitreißender Drive bieten improvisationshungrigen Jazz- und Rockmusikern reichlich Nahrung.
Staribacher hatte völlig recht, dass da die Achtelbässe „swingen“ müssen. Aber nicht, weil das klassischen Orchestern etwa unmöglich wäre, massierte er so hingebungsvoll die Helikonbässe seines Akkordeons. Nicht, weil ihnen Mozart „im Original“ veraltet oder fad vorkäme, haben sich hier 9 Profis zusammengefunden, um ihn hinreißend virtuos zu covern. Sie feiern ihn, weil sie ihn – wie wir alle – lieben und ihm so vielleicht ein klein wenig von dem zurückgeben können, was er uns geschenkt hat.

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