Der Amadeus aus dem Fleischwolferl

Schade, dass Wolfgang Amadeus nicht mal zum unvermeidlichen 250. Geburtstag mit neuentdeckten Sensationen für Ziehharmonika aufwarten kann. Schön, dass Wolfgang Staribacher, dieser Wiener Wunderknabe mit der gepflegten Engelshaarmatte eines Rock-Stars, da Abhilfe schafft. Der Arrangeur und Akkordeonspieler, der den Genie-Sound lust- und sinnvoll durch den Fleischwolferl dreht, hat mit seiner Mozartband zu neuer Schlagkraft und Soul-Tiefe gefunden. Im Nürnberger Serenadenhof war das Publikum ganz hin und weg, wie Amadeus, die Lichtgestalt von einst, ganz selbstverständlich im Klangbild von heute rockte.

Die zehnjährige Probierphase mit verschiedenen Problemzonen hat diese kühne Idee keineswegs verödet. Im Gegenteil. Die Entschlackungskur mit reduziertem, weil kostensparendem Personal (der Nürnberger Yogo Pausch setzt nur gastweise Percussion-Duftmarken im Sextett) lässt die Vision von Volksmusik noch stärker leuchten.

Eine Abschussrampe für Mozartkugeln im Neuland zwischen E und U. Da köchelt das Verzeichnis, wenn die Mozartband das Presto aus Mozarts Vorschul-Symphonie “einbremst auf Van-Morrison-Groove” und festhakendes Melodiengespür für Seelenwäsche freilegt: Reissnageltenor Christian Wolf macht aus den Arien, die meist aus dem frühen Opernfragment “Il re pastore” stammen, eine Blues-Brüderschaft zu Italiens Cantautore Zucchero, Mezzo Yasmine Piruz, Lachsschnitte im Barockkostün, hebt nach längerer Anwärmphase mit lyrischem Strahlen ab in den Emotionshimmel. Und wenn Staribacher mit dem Geiger Anton Burger und dem Bratscher Andrew Jezek symphonische Stimmungsflächen im Trio in brillante Einzelbilder auflöst, vermisst man – gar nichts. Unterhaltung mit Haltung. Das machte beste Laune. Andreas Radlmaier

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